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Damwild - Rcken
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Faszienforschung

Die aktuelle Faszienforschung bringt eine Fülle an wissenschaftlich untermauerten Erkenntnissen hervor, die die Erfahrungen der Praktiker in neuem Licht erscheinen lassen. Sie legen nahe, dass Faszien eine wichtige und aktive Rolle erfüllen. Hierzu gehört die Fähigkeit sich unabhängig von den Muskeln kontrahieren zu können, die Fähigkeit zur Schmerzwahrnehmung (Nozizeption) sowie die Bedeutung der Faszien als unser wichtigstes und reichhaltigstes Sinnesorgan für Propriozeption.

Faszien – geheimnisvolle Welt unter der Haut

Dr. Robert Schleip, Jahrgang 1954, ist Leiter des „Fascia Research Project“ der Universität Ulm, die weltweit eine führende Rolle in der Faszien-Forschung einnimmt, sowie Mitglied der Fascial Fitness Association.

Seine Unzufriedenheit mit den von ihm gelehrten Erklärungskonzepten motivierten ihn, sich nach über 15-jähriger körpertherapeutischer Lehrtätigkeit (für das internationale Rolf Institute, Boulder/Colorado; sowie als Feldenkrais Lehrer) vermehrt der akademischen Grundlagenforschung zu zuwenden.

Heute ist er Leiter der Fascia Research Group, Division of Neurophysiology, Universität Ulm, sowie Forschungsdirektor der European Rolfing Association.

Seine Promotionsarbeit schrieb er zur aktiven Faszien-Kontraktilität. Als Dozent hält er Vorträge im Bereich Physiotherapie, Orthopädie sowie Trainingswissenschaft.

Faszientherapie: So bleiben Sie beweglich!

 

Schluss mit Steifheit und Verspannungen:
Dr. Robert Schleip erklärt, warum Faszientherapie und die richtige Ernährung Ihren Körper fit und elastisch halten.

In vielen Fitnessstudios sind die Kurse für das Faszientraining ausgebucht, spezielle Schaumrollen gehen beim Discounter weg wie warme Semmeln und auch Fußballer und Actionschauspieler bauen die Dehn- und Stretchübungen gezielt in Ihre Vorbereitungsphasen ein. Achillessehnenrisse, Tennisarm, Golferarm, Verspannung oder einfach nur Steifheit oder wabbelige Oberarme, all dies und mehr könnte auf ein schlechtes Bindegewebe zurück zuführen sein, so der Tenor. Was ist dran an dieser Aussage? WIE EINFACH sprach mit Deutschlands führendem Faszienforscher Dr. Robert Schleip, Leiter der Fascial Research Group der Universität Ulm über den Einfluss von speziellen Sportübungen auf unseren Faszien und die Frage, ob wir unsere Beweglichkeit mit der richtigen Ernährung länger erhalten können.

WIE EINFACH!: In vielen Fitnessstudios werden aktuell Fascial-Workouts angeboten. Herr Dr. Schleip, warum sollen jetzt auf einmal alle etwas für ihre Faszien tun?

Weil Faszien einen viel größeren Einfluss auf unsere Beweglichkeit und unser Wohlbefinden haben, als man lange vermutet hat. Heute weiß man, dass das gesamte faserige kollagene Bindegewebe ein körperweites Zugspannungsnetz bildet. Es umhüllt Muskelfasern, ist Bestandteil von Sehnen, Sehnenplatten und schließt an die Gelenkkapsel und Knochen an. Das Problem: In der Jugend ist die Struktur des Gewebes noch scherengitterartig intakt. Wie eine Strumpfhose ist es elastisch, federn und dehnbar. Vor allem körperliche Inaktivität, aber auch einseitige Bewegungen und eine ungesunde Lebensweise verändern die Struktur im Gewebe mit der Zeit nachhaltig. Es verklebt, verfilzt regelrecht und wird spröde. Man wird steifer, unbeweglicher und Verspannungen nehmen zu. Oft entstehen daraus chronische Gesundheitsprobleme. Ich sage daher gern: Wer sich nicht bewegt, verklebt!

WIE EINFACH!: Faszienrolle oder Massage – was gehört zu einer Faszientherapie?

Für den gesunden Menschen gilt: Sport ist die beste Pflege für das Bindegewebe. Spezielle yogaähnliche Gymnastik kann sogar bereits beginnenden Verklebungen z. B. sogenannte Crosslinks wieder lösen. Das Faszientraining beinhaltet räkelnde, federnde aber auch langgezogene ruhige Dehnungen. Dabei werden wirklich alle Muskel- und Bindegewebsanteile eines Gelenkes angesprochen, denn im Alltag nutzen wir oft nur einen Teil davon täglich. Alles was nicht gebraucht wird degeneriert mit der Zeit. Zusätzlich kann regelmäßiges Arbeiten mit einer Faszienrolle das Bindegewebe stimulieren und, so die Auswertung dreier großer Übersichtsstudien, die Beweglichkeit und Dehnbarkeit der Gelenke deutlich verbessern. Wenn aber bereits schmerzhafte Symptome vorliegen, sollte zusätzlich zu den beiden bereits genannten Maßnahmen auch eine manuelle Behandlung durch einen faszienkundigen Physiotherapeuten oder Faszientherapeuten durchgeführt werden. Das kann, abhängig von der verwendeten Methode sowie der spezifischen Verklebung gelegentlich durchaus schmerzhaft sein, weil auch starke Verfilzungen gelöst werden müssen. Doch die Faszientherapie lohnt sich, vor allem, weil so auch relativ feste Verbindungen gelöst werden können und z.B. eine spröde, schmerzende Achillessehne wieder geschmeidig wird.

WIE EINFACH!: Welche Rolle spielt die Ernährung, wenn es um die Entstehung von Faszienproblemen und Verspannungen geht?

Die richtige Auswahl an Nahrungsmittel spielt eine ergänzende Rolle bei der Gesunderhaltung des Bindegewebes. Fehlernährung wiederum begünstigt Probleme mit dem Bewegungsapparat.

WIE EINFACH!: Was sollte man essen, wenn man beweglich bleiben will und wovon sollte man lieber die Finger lassen?

Generell wird eine Ernährung reich an zellschützenden Antioxidanzien empfohlen. Diese stecken in Grünkost wie Obst, Gemüse, Kräuter und Salat, aber auch in speziellen Gewürzen wie z.B. Kurkuma oder grünem Tee. Auch Omega-3-Fettsäuren schützen vor Entzündungen und sind daher wichtig. Deshalb sollten regelmäßig fetter Seefisch (Makrele, Lachs, Hering, Thunfisch), Raps-, Hanf-, Lein- und Walnussöl auf den Tisch kommen.
Außerdem werden alle Nährstoffe empfohlen, die unsere körpereigene Kollagensynthese fördern. Dazu gehört Vitamin C, Kupfer, Zink und Silicium, aber auch einige Aminosäuren. Im Focus dabei: Lysin und Arginin. Beide kommen vor allem in tierischen Eiweißen wie Fleisch, Innereien oder Milchprodukten vor, aber auch in Erbsen, Buchweizen oder Mais. Auch das Glucosamin aus Gelatine unterstützt die “Verjüngung” des Bindegewebes.
Grundsätzlich schlecht für unseren Körper sind entzündungsfördernde Lebensmittel wie Zucker- und stark verarbeitete Weißmehlprodukte, Schweinefleisch und Alkohol.